Die Sonne scheint, der Kirschbaum blüht, Bienen schwirren durch die Luft, Vögel zwitschern um die Wette – alles ist so voller Leben! Ich sitz‘ im Garten und die gesamte Wiese um mich herum duftet und blüht. Wenn man den Frühling nur irgendwie einfangen könnte… Nun, ihr ahnt es. Es gibt da eine Möglichkeit. Ein Rezept, das ich schon seit langer Zeit mit euch teilen wollte: Blütenhonig.
Kein Honig im herkömmlichen Sinn, denn der Honig aus Blüten wird ganz ohne die Beihilfe von Bienen hergestellt. Natürlich nicht komplett ohne – was würde schon draußen blühen ohne unsere Bienen – doch die ganze Arbeit, den goldigen Sirup herzustellen, wird bei diesem Honig von uns selbst erledigt. Das Ergebnis ist dem Geschmack und Aussehen von Bienenhonig zum Verwechseln ähnlich.
Also lehnt euch zurück und macht’s euch mit einer Tasse Tee gemütlich. Im Folgenden erfahrt ihr alles, was ihr für die Zubereitung von veganem Blütenhonig wissen müsst. Wer regionale und saisonale Speisen schätzt, in seiner Ernährung auf weniger tierische Produkte zurückgreifen möchte oder einfach Freude am Selbermachen hat, wird von diesem Blütenhonig begeistert sein. In einem weiteren Artikel hier auf dem Blog erfahrt ihr, wie ihr den Blütenhonig auch als cremige Variante herstellen könnt.
Die Frühlingswiese im Glas.
So ist es wirklich. Beziehungsweise genauso schmeckt der Blütenhonig. Geschmack, Aussehen und Eigenschaften sind dem von echtem Honig täuschend ähnlich – und das ganz ohne tierisches Zutun. Wie kann das sein? Ich konnte es beim ersten Mal auch kaum glauben. Doch eigentlich ist das gar nicht so überraschend, denn Bienenhonig wird schließlich auch aus Blüten gewonnen. Genauer gesagt gewinnen die Bienen Blütennektar (von Blumen) & Honigtau (von Läusen) und stellen daraus einen süßen Sirup her, den wir wiederum von den Bienen gewinnen. Daher die Idee: Warum auf Bienenhonig zurückgreifen, wenn jeder von uns zwei Hände, einen Herd und Zucker Zuhause in der Vorratskammer hat?
Ganz lässt sich die Arbeit der Bienen natürlich nicht ersetzen, doch auch ohne deren Zutun lässt sich den Blüten ihr Aroma entlocken. Und Blumen – die gibt es im Frühling schließlich in Hülle und Fülle. Und das Beste: Man weiß später ganz genau, was im Blütenhonig steckt. Nicht nur Süße und Blüten-Extrakt, sondern auch die Erinnerung an warme Sonnenstrahlen und der Duft der Frühlingswiese draußen.
Wie wird der Honig aus Blüten hergestellt?
Um dem Blütenhonig sein Aroma zu verleihen, benötigt man vor allem eines: viele Blumen von der Wiese oder aus dem Garten. Diese werden kurz mit Wasser gekocht und anschließend 12–24 Stunden ziehen gelassen, damit sie all ihr gutes Aroma an das Wasser abgeben können. Dieses aromatisierte Wasser wird schließlich mit Zucker eingekocht, wodurch ein goldgelber bis bernsteinfarbener Sirup entsteht.
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs zu den Bienen: Bei Bienenhonig ist der Prozess ein ähnlicher. Der Blütennektar wird von Biene zu Biene weitergereicht (yep – Honig ist nichts anderes als Bienen-Verdautes und -Erwürgtes), wodurch die Konsistenz immer fester und zähflüssiger wird. Der Nektar wird in der Honigblase der Bienen noch mit körpereigenen Stoffen vermischt, doch im Grunde ist es das gleiche Prinzip: Die Flüssigkeit wird reduziert, der Sirup und das Aroma darin konzentriert.
Kostbare Natur: Welche Blüten eignen sich zur Honig-Herstellung?
Als Grundlage für die Honig-Zubereitung ist Löwenzahn perfekt – auch für Bienen ist er eine wichtige Nahrungsquelle im Frühling. Man kann ihn an Wegesrändern, auf Wiesen, Äckern oder im eigenen Garten finden. Bereitet man den Honig aus Löwenzahnblüten zu, bezeichnet man ihn auch als „Löwenzahn-Honig“. Unter diesem Namen ist der pflanzliche Honig im Netz am meisten geläufig. Mit Löwenzahn als Grundlage ist man auch wirklich bestens bedient. Mit den sonnengelben Blüten bekommt der Honig nicht nur eine wunderschöne Farbe, sondern auch einen super leckeren, mild-aromatischen und sehr honigähnlichen Geschmack.
Darüber hinaus lässt sich die Honigalternative aber auch mit Gänseblümchen, Ringelblumen und anderen essbaren Blumen und Kräutern zubereiten. Wenn man mal ein Gänseblümchen pflückt und daran riecht, wird einem auffallen, dass es süßlich, buttrig und leicht nach Honig riecht. Genau wie Löwenzahn auch sind Gänseblümchen unbedenklich verzehrbar und dank ihrer natürlichen Bitterstoffe und sekundären Pflanzenstoffe sogar gut für unsere Gesundheit. Nicht nur hübsch anzuschauen, sondern gesund und lecker dazu! Bereitet man Honig mit Gänseblümchen zu, schmeckt man durchaus einen Unterschied zum Löwenzahn. Honig aus Gänseblümchen hat einen etwas spezielleren Geschmack. Was ihn keinesfalls schlechter macht – nur eben etwas anders.
Am besten man startet mit dem Löwenzahn-Honig. Schaut, was einem persönlich schmeckt und tastet sich so heran. Ich mag es, die Blüten miteinander zu kombinieren, daher hab‘ ich den Honig auch „Blütenhonig“ genannt. Wäre bei einer Kombination der Blüten ja ungerecht den Gänseblümchen gegenüber, nur den Löwenzahn zu erwähnen – und andersherum. Blütenhonig schließt alle ein und niemanden aus.
Ein echter Geheimtipp.
Wer den Geschmack von Tannen- oder Waldhonig mag (das war früher mein absoluter Lieblingshonig), kann sich mit Tannenspitzen einen Hauch von Wald in den Honig zaubern. Ist das nicht genial? Tannenspitzen, auch „Tannenwipferl“ genannt, sind die Knospen von Tannen und Fichten und können während der Blüte im April und Mai von den Zweigen gezupft werden. Auch hier sollte man jedoch darauf achten, nicht zu viel zu pflücken und ältere und sehr junge Bäume unberührt zu lassen, um ihr Wachstum nicht zu schädigen.
Tipps fürs Sammeln von Blumen und Blüten.
An unbelasteten Orten sammeln. Die Blüten nicht von gedüngten Feldern pflücken und wenn möglich auch nicht direkt Straßenränder oder Stellen aussuchen, die durch Chemie oder Kot verunreinigt sein könnten.
Respektvoll mit den Pflanzen umgehen. Blumen und Kräuter nützen dem Ökosystem und sind eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten, gerade auch der Löwenzahn für Bienen. Also keinen Raubbau betreiben, sondern nur so viel sammeln, wie man selbst gerade benötigt. Außerdem ist es gut, nicht alles an einer einzigen Stelle abzujähten, sondern verteilt zu pflücken und immer Blütenstände zur Erhaltung und Fortpflanzung der Pflanzen stehen zu lassen.
Zur richtigen Zeit sammeln. Blüten sollten an trockenen Tagen bei Sonnenschein gepflückt werden, wenn sie komplett offen sind. Der Vormittag und die Mittagszeit sind am besten.
Die Zubereitung von Blütenhonig: Schritt für Schritt.
Blüten sammeln. An einem trockenen, sonnigen Tag werden die Blüten gesammelt (siehe Tipps oben). Mit einem Körbchen oder Jutebeutel ausgestattet lässt sich das prima mit einem Spaziergang am Mittag verbinden.
Die Blüten für den Sud vorbereiten. Zuhause angekommen werden die Blüten nun am besten auf einem Backblech ausgebreitet, um kleine Insekten entfernen zu können. Kleine Käferchen verstecken sich gerne in den Blüten, weshalb es hilfreich sein kann, die Blüten mit einem Küchentuch zu bedecken. Bei Dunkelheit kommen möglich anwesende Käfer nach einigen Minuten aus den Blüten geschlüpft und man kann sie wieder ins Freie entlassen. Die Blüten anstatt dessen abzuwaschen sollte vermieden werden, da dadurch auch Blütenstaub und wertvolles Aroma verloren ginge. Da die Blüten bei 100 °C abgekocht werden, haben Erreger oder Schmutz sowieso keine Chance. (Auch der Fuchsbandwurm nicht, vor dem der ein oder andere sich vielleicht fürchtet.) Im Anschluss werden die Stiele abgezupft. Wer einen sehr feinen Honig haben möchte, kann beim Löwenzahn die gelben Blütenblätter aus den Blütenkörbchen zupfen und die grünen Kelchblätter entfernen. Das ist kein Muss, doch es verfeinert den Geschmack. Mit dem Grün wird der Blütenhonig etwas herber im Geschmack.
Das Herstellen von Blütenwasser durch kurzes Abkochen und anschließende Ziehzeit. Nun werden die vorbereiteten Blüten in einen großen Topf gegeben, mit frischem Wasser aufgegossen und einige Minuten abgekocht. Hier kommt nun die Möglichkeit des Aromatisierens zum Tragen. Ingwer, Gewürze, was auch immer man dazu geben mag – jetzt wäre der Zeitpunkt dafür. Denkt man zum Beispiel schon an die Wintermonate und Weihnachten (und all die Kleinigkeiten, die man von einen Tag auf den anderen so dringend zum Verschenken benötigt) kann man Gewürze wie Vanille, Anis, Nelken oder Zimtstange zu den Blüten geben und mitkochen. Soll es im Sommer frischer sein, passt Zitrone, Ingwer oder Minze gut. Je nachdem, welches Aroma man dem Honig hinzufügen möchte. Für eine besondere Note kann man auch ein paar Zweige Zitronenmelisse, etwas Lavendel, Thymian oder Rosmarin ergänzen. Es gibt unzählige Möglichkeiten. Nach dem kurzen Kochen lässt man den Sud abkühlen und an einem kühlen Ort über Nacht, im Idealfall 12–24 Stunden ziehen. In diesem Zustand sieht das Gemisch nicht sonderlich appetitlich aus und riecht auch nicht sonderlich gut. Das ist aber normal und noch nichts, was einem zu Denken geben muss. Der gute Geschmack kommt im nächsten Schritt zur Geltung.
Die Sirupherstellung, bzw. das Einkochen des Blütenwassers mit Zucker. Beim letzten Schritt werden die Blüten durch ein Sieb und (um Trübstoffe zu entfernen) ein Mulltuch vom aromatisierten Blütenwasser getrennt. Dieses wird dann mit der gleichen Menge Zucker langsam und unter gelegentlichen Rühren reduziert und zu einem goldgelben Sirup gekocht. Das kann ein paar Stunden dauern, je nach Zutaten, Zucker-Flüssigkeits-Verhältnis und Temperatur. Um zu erkennen, wann der Blütenhonig die richtige Konsistenz besitzt, werden nach etwa 1 ¼ Stunden Kochdauer immer wieder kleine Proben von der Flüssigkeit genommen und auf einen kühlen Teller getröpfelt. Wenn der Sirup nach dem Erkalten leicht zähflüssig ist und beginnt Fäden zu ziehen, ist er fertig. Wichtig zu beachten ist, dass der Sirup beim Erkalten auch nochmal etwas andickt. Also nicht erst aufhören zu kochen, wenn er bereits sehr zähflüssig ist. Der perfekte Zeitpunkt zum Beenden des Kochvorgangs ist ein Ticken früher, als ihr die Konsistenz bevorzugt.
Haltbarkeit und Lagerung.
Wenn sauber gearbeitet wird und die Gläser vor dem Abfüllen sterilisiert werden, ist der Honig aufgrund des hohen Zuckergehalts sehr lange haltbar. Kühl und dunkel aufbewahrt hält er sich Jahre. Falls der Blütenhonig kristallisieren und zu fest werden sollte, hilft erneutes Erwärmen, damit er seine sirupartige Konsistenz zurück bekommt.
Der Blütenhonig schmeckt…
- als Brotaufstrich
- im Müsli, zu Joghurt und Quark
- zum Süßen von Tee
- zum Verfeinern von Süßspeisen
- zum Aromatisieren von Getränken
- mit Mineralwasser verdünnt als Limonade
- zum Verfeinern von pikanten Speisen wie Saucen, Marinaden & Dressings
- überall, wo Bienenhonig auch schmeckt
Veganer Blütenhonig (aus Löwenzahn, Gänseblümchen & Co.)
Zutaten
- 250 g Löwenzahnblüten
- 1 unbehandelte (Bio-)Zitrone
- 1 kg Zucker
Anleitungen
- Die Blüten an einem trocken, sonnigen Tag pflücken.
- Die frisch gesammelten Blüten auf einem Backblech ausbreiten und kleine Insekten, die sich in den Blüten verstecken, entfernen. Nun werden alle Stiele abgezupft. Für einen sehr feinen Honig können die gelben Blütenblätter des Löwenzahns aus den Blütenkörbchen gezupft und die grünen Kelchblätter entfernt werden.
- Alle Blüten in einen großen Topf geben. Die Zitrone waschen, in Scheiben schneiden, die Kerne entfernen und zu den Blüten geben. Alles mit 1 Liter frischem Wasser aufgießen und zum Kochen bringen, dann sofort die Temperatur reduzieren und abgedeckt 10 Minuten leise köcheln lassen. Den Topf vom Herd ziehen und abkühlen lassen. Die Zitrone entfernen und alles über Nacht, optimal 12–24 Stunden an einem kühlen Ort ziehen lassen.
- Am Folgetag ein feinmaschiges Sieb mit einem sauberen Mull- oder Leinentuch auslegen und die Blüten-Mischung hindurch gießen, dabei das Blütenwasser auffangen. Die Blüten gut ausdrücken und anschließend verwerfen. Das aromatisierte Blütenwasser mit dem Zucker zurück in den leeren Topf geben, kurz aufkochen lassen und anschließend bei niedriger Temperatur einige Stunden offen simmern lassen, bis die Flüssigkeit die richtige Konsistenz annimmt. Nach 1 ¼ Stunden Kochzeit immer mal wieder Gelierproben machen. Je länger gekocht wird, desto zähflüssiger wird die Konsistenz.
- Den fertigen Blütenhonig noch heiß in sterilisierte Gläser füllen, sofort verschließen und auskühlen lassen. Anschließend beschriften und kühl & dunkel im Vorratsschrank oder der Speisekammer verwahren.
Notizen
- Löwenzahnblüten sind die perfekte Grundlage für pflanzlichen Honig. Wer ambitionierter ist, sich auf der Frühlingswiese auskennt und für Abwechslung sorgen möchte, kann die Löwenzahnblüten zu Anteilen (oder ganz) auch durch Gänseblümchen ersetzen, mit Ringelblumen oder anderen essbaren Blüten und Kräutern ergänzen.
- Die Menge der Blüten kann variieren, je nachdem, wie intensiv der Geschmack sein soll. An den 250 g Blüten pro Liter Wasser & Kilo Zucker kann man sich für einen aromatischen Honig sehr gut orientieren. Wichtig ist nur, dass die Menge des Blütenwassers beim Einkochen später der Menge des Zuckers entspricht (1:1).
- Ich habe für diesen Blütenhonig 200 g Löwenzahnköpfe und 50 g Gänseblümchen verwendet. Die Dauer des Einkochens betrug über 2 Stunden.
Lina says
Hammer! Das Ergebnis schmeckt für mich wirklich genau wie Honig und hat auch die gleiche Farbe und Konsistenz.
Ich habe nur 50g Blüten zusammen bekommen und es hat trotzdem für ein kleines Schraubglas voll „Honig“ gereicht.
Danke für das tolle Rezept! 🙂
Rebekka Trunz says
Hi Lina. Die Natur ist einfach genial, oder? Ganz lieben Dank für dein schönes Feedback und viele Grüße ツ
Steffi says
Hallo Rebekka,
wir haben uns auch an dem veganen Honig versucht. Hat prima geklappt. Und ist auch noch superlecker!
Schmeckt fast besser als Bienenhonig. 😉
Und das beste: man kann ihn so viel eindicken wie man mag. 🙂 Wir lieben ihn, den gibts jetzt jedes Jahr.
Als nächstes möchten wir noch Fichtenspitzenhonig probieren – sind gespannt. 😀
Liebe Grüße
Steffi
Rebekka Trunz says
Hi Steffi,
Spitze, danke für das tolle Feedback!
Fichtenspitzen werde ich jetzt im Mai auch noch sammeln gehen. Einfach genial, was man so alles machen kann ツ
Liebe Grüße zurück,
Becky
Julia says
Hallo Rebekka,
Muss es weisser Zucker sein, oder kann man auch Rohrzucker oder sogar Kokosblütenzucker verwenden?
Vielen Dank für deine Antwort.
Ich freue mich darauf, das Rezept auszuprobieren!
Ich wünsche dir einen schönen Tag :))
Liebe Grüsse
Julia
Rebekka Trunz says
Hi Julia ツ
du kannst ohne Probleme auch Roh-Rohrzucker verwenden. Kokosblütenzucker funktioniert sicher auch, ich würde dir aber eher davon abraten. Der Geschmack des Palmzuckers würde den Blütengeschmack zu sehr überdecken und das Karamellaroma passt nicht so gut zum herkömmlichen Honiggeschmack.
Ich freu‘ mich, dass du dich am Rezept probierst und wünsch‘ dir viel Freude beim Blütensammeln und Kochen! Bin gespannt, was du zum Ergebnis sagst.
LG Becky
Devin says
Hi Rebekka,
ich bin großer Fan deines Fichtenspitzenhonigs dieses Jahr geworden – vielen lieben Dank für deine liebevoll und detailliert geschriebenen Rezepte! Folgende Frage hätte ich für dich: Gerade haben wir August und es blüht um mich herum endlose Wiesen von der kanadischen Goldrute. Die habe ich zwar schonmal verbacken, aber nie daraus einen Honig gemacht und würde es wagen, dies zu probieren. Hast du Honig-Erfahrungen mit der Goldrute schon gemacht?
Vielen Dank nochmal für deine tolle Arbeit!
Viele Grüße
Devin