Fichtenspitzenhonig (auch Tannen- oder Maiwipferlhonig genannt) ist eine leckere vegane Alternative zu herkömmlichem Waldhonig. Er lässt sich leicht selber machen und ist dank der vielen ätherischen Öle nicht nur sehr aromatisch, sondern auch wunderbar gesund. Ein natürliches Hausmittel gegen Husten, Heiserkeit und Erkältungen, aber auch ein köstlicher Aufstrich fürs morgendliche Frühstücksbrot.
Was es mit dem Maiwipferlhonig auf sich hat.
Genau wie Blütenhonig aus Löwenzahn und Gänseblümchen stammt der Maiwipferlhonig nicht von Bienen, sondern wird aus jungen Trieben von Nadelbäumen (z.B. Tanne und Fichte) hergestellt. Im Grunde ist es also gar kein richtiger Honig, jedoch ein Sirup, der dem „echten“ Waldhonig in Geschmack und Aussehen in nichts nachsteht. Er schmeckt aromatisch, würzig, waldig und frisch. Ich finde ja, wenn man einen Löffel davon nimmt und die Augen schließt, findet man sich gedanklich sofort an einer süß duftenden, friedsamen Waldlichtung wieder. Schmeckt gut und tut gut – einfach herrlich ツ
Die heilsame Wirkung der Nadelbäume.
Tannen- und Fichtenspitzen haben eine antibakterielle, schleimlösende und beruhigende Wirkung, weshalb sie schon seit langer Zeit als Hausmittel gegen allerlei Beschwerden eingesetzt werden. Die jungen Triebe enthalten vielerlei gesunde Inhaltsstoffe: Tannine (pflanzliche Gerbstoffe), Harze, sekundäre Pflanzenstoffe, viel Vitamin C sowie wertvolle ätherische Öle. Bereits Persönlichkeiten wie Hildegard von Bingen und Sebastian Kneipp haben die Nadelbäume als Heilpflanzen beschrieben.
Aus den frischen Trieben lässt sich nicht nur ein schmackhafter Sirup bereiten, sondern zum Beispiel auch Gelee, Likör, diverse Öle und Tinkturen herstellen. Einfach großartig, was Mutter Natur zu bieten hat.
Die Kraft der jungen Triebe.
Die beste Sammelzeit für Fichten- und Tannenspitzen ist während der Blüte Ende April bis Mai. Dann treiben vorne an den Zweigen der Nadelbäume weiche, hellgrüne Triebe heraus, die je nach Region unterschiedliche Bezeichnungen haben: Tannenspitzen, Maiwipfe(r)l oder auch „Schössli“. Vor allem in Regionen wie Österreich und Schweiz ist Tannenspitzenhonig weit verbreitet.
Für die Herstellung von Maiwipferlhonig eignen sich die jungen Triebe von Tannen und Fichten, aber beispielsweise auch von Nadelbäumen wie Kiefer, Lärche oder Zirbe. Bei einigen Bäumen, z.B. Lebensbaumarten oder der Eibe ist jedoch höchste Vorsicht geboten, da diese (hoch!) giftig sind. Vor dem Sammeln solltet ihr euch unbedingt vergewissern, dass ihr die Baumart zuverlässig bestimmen könnt. Mit Tannen und Fichten seid ihr auf der sicheren Seite. Diese lassen sich auch sehr einfach unterschieden. „Die Fichte sticht, die Tanne nicht!“ Fichtennadeln sind spitz und stechen bei der Berührung, Nadelspitzen der Tanne nicht.
Hinweis zum Sammeln.
Beim Ernten der Maiwipfel ist es sehr wichtig, achtsam zu sein und nur für den Eigenbedarf zu pflücken. Durch das Sammeln nimmt man den Bäumen wortwörtlich ihre Triebkraft. Das sollte man bei der Ernte immer im Hinterkopf behalten und dementsprechend wertschätzend im Umgang mit ihnen sein.
- Nur gesunde, kräftige Bäume zum Sammeln der Triebe auswählen, um die Bäume nicht in ihrem Wachstum zu beeinträchtigen. Junge und sehr alte Bäume solltet ihr ganz von eurer Suche ausschließen.
- Vereinzelt pflücken und nur die hellgrünen Spitzen am Ende der Zweige abzupfen, damit die Bäume noch ausreichend Kraft zum Wachsen haben. (Die Triebe, die ihr oben seht, habe ich fürs Fotografieren grüppchenweise mit einer Gartenschere abgekappt. Es reicht jedoch, wirklich nur die weichen Knospen abzuzupfen und die Zweige dabei vollends unberührt zu lassen.)
- Immer nur einige wenige Triebe pro Baum entfernen und am besten nicht die Triebspitzen vorne verwenden, sondern die seitlich herausragenden Maiwipfel.
Im Garten oder beim Nachbarn kann man auf Anfrage ohne schlechtes Gewissen sammeln gehen. Im Wald sollte man sich jedoch (um sicher zu gehen) zuvor beim Forstamt informieren oder den zuständigen Förster fragen, ob man die Triebe der Bäume abzupfen darf. In vielen Wäldern ist (bedachtes) Sammeln der Maiwipfel erlaubt.
Fichtenspitzenhonig ("Maiwipferlhonig")
Zutaten
- 300 g Maiwipferl (Triebe von Fichte, Tanne & Co.)
- 1 kg Zucker
- 1 Schuss frisch gepresster Zitronensaft, optional
Anleitungen
Tag 1
- Die Maiwipferl sammeln und Zuhause waschen, dabei Fremdkörper und holzige Teile entfernen. Die gesäuberten, hellgrünen Triebe mit 1 Liter kaltem Wasser aufgiessen, mit einem Teller beschweren und 6–12 Stunden (über Nacht) kühl gelagert ziehen lassen.
Tag 2
- Die Triebe mitsamt Einweichwasser in einen Topf geben und zum Kochen bringen. Sofort die Temperatur reduzieren, dann 30 Minuten mit geschlossenem Deckel leise simmern lassen. Anschließend den Herd ausschalten und den Topf auf der warmen Herdplatte abkühlen lassen. Den Sud für weitere 12–24 Stunden kühl gelagert ziehen lassen.
Tag 3
- Den milchigen Sud abseihen, einen Schuss Zitronensaft hinzugeben und die Flüssigkeit abmessen. Den Sud mit derselben Menge Zucker (1 Liter Flüssigkeit = 1 kg Zucker) zurück in den gesäuberten Topf geben und bei geöffnetem Deckel unter gelegentlichem Rühren etwa 2 Stunden zu einem Sirup einkochen. Um die richtige Konsistenz abzupassen, immer mal wieder eine Gelierprobe durchführen. (Beachten, dass der Honig beim Auskühlen nochmal etwas andickt.)
- Den fertig gekochten Maiwipferlhonig noch heiß in sterilisierte Gläser füllen und verschließen. Aufgrund des hohen Zuckergehalts ist der Honig kühl und dunkel gelagert sehr lange (1–2 Jahre) haltbar.
Notizen
- Es ist wichtig, die Triebe direkt nach dem Sammeln zu verarbeiten, damit sie nicht an Geschmack verlieren.
- Die Menge von Wasser und Zucker ist variabel und kann je nach Menge der gesammelten Triebe halbiert oder vervielfacht werden. Wichtig fürs Einkochen ist ein Verhältnis von 1:1 (Sud zu Zucker). Es kann auch mehr Zucker verwendet werden, hierdurch sinkt der Wasseranteil und die Kochzeit wird reduziert (ebenso jedoch auch die geschmackliche Intensität).
- Die Verwendung von mehr Trieben sorgt für einen intensiveren Geschmack. Mit zu vielen Trieben kann der Honig jedoch auch bitter werden.
Wer sich mit der Zubereitung von veganen Honig-Alternativen auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich meinen Blogbeitrag zu Blütenhonig, um sich mit den Grundzügen der veganen Honigzubereitung vertraut zu machen. In meinem kleinen Honig-Guide erfahrt ihr außerdem, wie ihr euch die Zucker-Kristallisation zugunsten eines cremigen Honigs zunutze machen könnt. Nun könnt ihr also richtig mit dem Heim-Imkern Zuhause durchstarten! ツ
Steffi says
Hallo Rebekka,
ich habe auch einen Fichtenspitzenhonig gemacht. Allerdings war bei meinem Rezept das zweite Mal ziehen lassen nicht dabei.
Aber er ist so auch schon sehr aromatisch geworden. Also falls jemand nicht so viel Zeit hat, geht´s auch mit einer kleinen Abkürzung. 😉
(Also ziehen lassen, kochen, abseihen, einkochen.)
Ich habe auch eine ganze Zitrone in Scheiben vorm Kochen dazugegeben – gut zu wissen, dass es auch nur mit dem Saft funktioniert. 🙂
Liebe Grüße
Steffi
Rebekka Trunz says
Hi Steffi,
ach hervorragend! Danke für deine Erfahrungswerte, das ist für den ein oder anderen hier sicher hilfreich. Wenn ich drüber nachdenke, hätte ich wohl eher den ersten Schritt (das Ziehen im kalten Wasser) ausgelassen anstatt das Ziehen-Lassen des Suds nach dem Kochen, aber dass es auch andersrum klappt ist ein super Tipp.
Was die Zitrone angeht habe ich mich bewusst dagegen entschieden. Die jungen Triebe schmecken an sich schon sehr zitronig und frisch durch die ätherischen Öle, weshalb mir die Zitrone zu viel gewesen wäre. Ohne Zitrone(nsaft) schmeckt der Wipferlhonig ebenso frisch und lecker. Was ich ja gerne mal probiert hätte ist Ingwer oder ein paar andere Kräuter zum Aromatisieren… Der Plan fürs nächste Jahr steht ツ
Ganz lieben Dank für dein Feedback und viele Grüße
Becky